Hannes Wader: Strenge Gesellen
Vor Jahren, ich weiß es noch ganz genau,
hatte ich mal einen Job beim Bau.
Ich hielt es eine gute Weile aus,
da rutschte mir plötzlich ein Fremdwort heraus.
Und ehe ich ein Wort der Entschuldigung fand,
war ich von allen Kollegen längst
als Intellektueller erkannt.
Beim Richtfest nahmen mir die strengen Gesellen
mein Bier weg, und ich mußte mich
in eine Ecke stellen.
Danach geriet ich, ich weiß es noch wie heute,
unter lauter kluge Leute.
Ich hielt es eine gute Weile aus,
da rutschte mir das Wörtchen "Scheiße" heraus,
und ehe ich ein Wort der Entschuldigung fand,
war ich von allen Denkern längst
als Gefühlsmensch und Prolet erkannt.
Da entzogen mir die strengen Gesellen
gleich das Wort und ich mußte mich
in eine Ecke stellen.
Dann beschloß ich, es fällt mir grad ein,
endlich mal freischaffend tätig zu sein.
Ich hielt es eine gute Weile aus,
da rutschte mir mein gestärktes Hemd wo heraus,
und ehe ich ein Wort der Entschuldigung fand,
war ich von allen Künstlern längst
als korrumpierter Bürger erkannt.
Gleich kleckerten mir die strengen Gesellen
Farbe aufs Hemd, und ich mußte mich
in eine Ecke stellen.
Ich ging und ließ mich, ich erinnere mich wieder,
ne zeitlang in einer Kleinstadt nieder.
Ich hielt es eine gute Weile aus,
da wuchs mir ein Schnauzbart,
sah gar nicht schlecht aus.
Und ehe ich ein Wort der Entschuldigung fand,
war ich von allen Nachbarn längst
als Anarchist erkannt.
Und gleich schlossen die strengen Gesellen
ihre Töchter weg, und ich mußte mich
in eine Ecke stellen.
Endlich fand ich Geschmack an allerlei Späßen,
an seltenen Dingen und gutem Essen,
das hat sich eine ganze Weile bewährt,
dann hab ich wohl die Umwelt durch mein
Schmatzen gestört.
Und ehe ich ein Wort der Entschuldigung fand,
war ich von allen Leuten längst
als Epikuräer erkannt.
Als sie begannen, jeden Bissen zu zählen,
forderte ich die Gesellschaft auf,
sich in die Ecke zu stellen.
Und ich erlaube ihr, mir beim Kau`n
aus der Entfernung zuzuschau`n.
hatte ich mal einen Job beim Bau.
Ich hielt es eine gute Weile aus,
da rutschte mir plötzlich ein Fremdwort heraus.
Und ehe ich ein Wort der Entschuldigung fand,
war ich von allen Kollegen längst
als Intellektueller erkannt.
Beim Richtfest nahmen mir die strengen Gesellen
mein Bier weg, und ich mußte mich
in eine Ecke stellen.
Danach geriet ich, ich weiß es noch wie heute,
unter lauter kluge Leute.
Ich hielt es eine gute Weile aus,
da rutschte mir das Wörtchen "Scheiße" heraus,
und ehe ich ein Wort der Entschuldigung fand,
war ich von allen Denkern längst
als Gefühlsmensch und Prolet erkannt.
Da entzogen mir die strengen Gesellen
gleich das Wort und ich mußte mich
in eine Ecke stellen.
Dann beschloß ich, es fällt mir grad ein,
endlich mal freischaffend tätig zu sein.
Ich hielt es eine gute Weile aus,
da rutschte mir mein gestärktes Hemd wo heraus,
und ehe ich ein Wort der Entschuldigung fand,
war ich von allen Künstlern längst
als korrumpierter Bürger erkannt.
Gleich kleckerten mir die strengen Gesellen
Farbe aufs Hemd, und ich mußte mich
in eine Ecke stellen.
Ich ging und ließ mich, ich erinnere mich wieder,
ne zeitlang in einer Kleinstadt nieder.
Ich hielt es eine gute Weile aus,
da wuchs mir ein Schnauzbart,
sah gar nicht schlecht aus.
Und ehe ich ein Wort der Entschuldigung fand,
war ich von allen Nachbarn längst
als Anarchist erkannt.
Und gleich schlossen die strengen Gesellen
ihre Töchter weg, und ich mußte mich
in eine Ecke stellen.
Endlich fand ich Geschmack an allerlei Späßen,
an seltenen Dingen und gutem Essen,
das hat sich eine ganze Weile bewährt,
dann hab ich wohl die Umwelt durch mein
Schmatzen gestört.
Und ehe ich ein Wort der Entschuldigung fand,
war ich von allen Leuten längst
als Epikuräer erkannt.
Als sie begannen, jeden Bissen zu zählen,
forderte ich die Gesellschaft auf,
sich in die Ecke zu stellen.
Und ich erlaube ihr, mir beim Kau`n
aus der Entfernung zuzuschau`n.
datja - 29. Mai, 19:10