HERZBLUT FÜR HERRN R.
* Und, wie geht's dem Vati?
Welcher Vati? Was meint er? Wem meint er? Welche Antwort tut ihm gut?
Wie immer in solchen Situationen schau ich ihm in die Augen und lächle freundlich. Dann sag ich
* Gut! Das Wetter gefällt ihm!
Herr R ist zufrieden.
Seine Lebensgeschichte, die er mir bei meinem Begleitdienst erzählt, bruchstückhaft, manchmal völlig aus dem Zusammenhang, ist aber sowas von steil, sowas von arg, ich sag ihnen, alles bisher Gehörte ein Lercherlschas dagegen.
Dabei strahlt Herr R eine Ruhe, Freundlichkeit und Zufriedenheit aus, die ihresgleichen sucht.
Er ist so glücklich hier im Dorf wo er ja immer war, und jetzt hat er sogar ein eigenes kleines Haus, und er fasst es kaum, die Dorfbevölkerung bringt ihm dauernd Geschenke, er bekommt Holz, schauen sie wieviel ich schon geschlichtet hab, das reicht ja für den ganzen Winter!
Und Nüsse bringen sie, und reife Weintrauben, sogar Kuchen.
Und der Pfarrer war schon zum fernsehen da.
Weil einen Fernseher hat er jetzt auch. Sogar ein Telefon, stellen sie sich das vor!
Das Tollste ist aber die Badewanne, weil so ein Bad in einer Wanne, also ich sag ihnen...
Und aufstehen und schlafengehen kann ich jetzt wann ich will, schön ist das.
Ja, die Frau Magister, die sich jetzt um ihn kümmert, die is a Liabe. Weil jetzt ist alles anders. Sie grüßen ihn sogar zurück. Er hätte nie gedacht in seinem Dorf so ein schönes Leben zu haben.
Wo es doch nirgends schöner ist als da.
1941 wurde er im heutigen Tschechien geboren, viele Geschwister hat er, ja, und "irgendein Mann" war sein Vater.
Als Kind kam er in ein Kinderheim nach Österreich, nein, nein, lesen und schreiben kann er nicht, aber stricken kann er gut, sogar Socken.
Und Zopfmuster, für die Pullover.
Bauern haben ihn als Jugendlichen zu sich genommen, von früh bis spät hat er gearbeitet, zuerst bei den Alten, später dann bei den Jungen, die heute auch schon älter sind.
Aber nein, Geld hat er nie gekriegt. Auf Urlaub war er auch nie, an eine Freundin oder Frau erst gar nicht zu denken.
Allen im Dorf hat er geholfen, beim Häuslbauen, bei der Weinlese, beim Holz machen.
Nein, Geld hat er nie gekriegt.
Er hat ja Glück gehabt haben sie gesagt, weil deshalb ist er nicht in ein Heim gekommen, wo er doch ein Depp ist.
Dann ist er alt geworden und sie haben ihn vor die Türe gesetzt.
Jetzt ist es an der Zeit, jetzt kommst in ein Heim, haben sie gesagt.
Da hat er geweint.
Aber es gibt Organisationen die das verhindern.
Die auf diese Menschen schauen.
Wo ich Begleitdienste erledige, die mir Freude machen und die ich sinnvoll finde, und ein Stückerl Küchenkastl schaut auch dabei raus...
Deshalb begleite ich Herrn R wieder einmal zum Arzt, Blutabnahme.
Zu einem Arzt der mir empfohlen wurde, und zu dem ich auf den kleinen Nebenstrassen hinfahren kann, weil ich denke Herr R braucht noch ein bissi Zeit um die großen neumodischen Dinge zu erfassen.
Ausseerdem mag ich die Nebenstrecken auch lieber, kann Zuhören und lerne dabei so viel von Herrn R, wenige kennen sich mit der Natur besser aus.
Ich bemerke seine Angst.
Verständlich.
Deshalb melde auch ich mich an.
* Zuerst bin ich dran. Da können sie zuschauen. Es tut wirklich nicht weh, glauben sie mir.
Der Arzt ist erstaunt, er kennt Herrn R nicht, der verlegen seine Arbeitshände in die Taschen steckt.
Mich kennt er auch nicht, die gut gelaunt sagt, also eigentlich brauch ich keine Auswertung, aber es schadet ja nix, ich lass das nur machen, damit Herr 'R sieht wie harmlos das ist.
Prompt versticht sich der nette Herr Doktor bei mir, puh der Bluterguss war nicht ohne.
Aber eh nur bei mir.
Bei Herrn R klappte es hervorragend.
Übrigens sind beide Patienten pumperlgsund.
Nur bei mir ist ein Wert aus der Norm: Vom GUTEN Cholesterin hab ich quasi die Höchstmarke.
Na dann...
Welcher Vati? Was meint er? Wem meint er? Welche Antwort tut ihm gut?
Wie immer in solchen Situationen schau ich ihm in die Augen und lächle freundlich. Dann sag ich
* Gut! Das Wetter gefällt ihm!
Herr R ist zufrieden.
Seine Lebensgeschichte, die er mir bei meinem Begleitdienst erzählt, bruchstückhaft, manchmal völlig aus dem Zusammenhang, ist aber sowas von steil, sowas von arg, ich sag ihnen, alles bisher Gehörte ein Lercherlschas dagegen.
Dabei strahlt Herr R eine Ruhe, Freundlichkeit und Zufriedenheit aus, die ihresgleichen sucht.
Er ist so glücklich hier im Dorf wo er ja immer war, und jetzt hat er sogar ein eigenes kleines Haus, und er fasst es kaum, die Dorfbevölkerung bringt ihm dauernd Geschenke, er bekommt Holz, schauen sie wieviel ich schon geschlichtet hab, das reicht ja für den ganzen Winter!
Und Nüsse bringen sie, und reife Weintrauben, sogar Kuchen.
Und der Pfarrer war schon zum fernsehen da.
Weil einen Fernseher hat er jetzt auch. Sogar ein Telefon, stellen sie sich das vor!
Das Tollste ist aber die Badewanne, weil so ein Bad in einer Wanne, also ich sag ihnen...
Und aufstehen und schlafengehen kann ich jetzt wann ich will, schön ist das.
Ja, die Frau Magister, die sich jetzt um ihn kümmert, die is a Liabe. Weil jetzt ist alles anders. Sie grüßen ihn sogar zurück. Er hätte nie gedacht in seinem Dorf so ein schönes Leben zu haben.
Wo es doch nirgends schöner ist als da.
1941 wurde er im heutigen Tschechien geboren, viele Geschwister hat er, ja, und "irgendein Mann" war sein Vater.
Als Kind kam er in ein Kinderheim nach Österreich, nein, nein, lesen und schreiben kann er nicht, aber stricken kann er gut, sogar Socken.
Und Zopfmuster, für die Pullover.
Bauern haben ihn als Jugendlichen zu sich genommen, von früh bis spät hat er gearbeitet, zuerst bei den Alten, später dann bei den Jungen, die heute auch schon älter sind.
Aber nein, Geld hat er nie gekriegt. Auf Urlaub war er auch nie, an eine Freundin oder Frau erst gar nicht zu denken.
Allen im Dorf hat er geholfen, beim Häuslbauen, bei der Weinlese, beim Holz machen.
Nein, Geld hat er nie gekriegt.
Er hat ja Glück gehabt haben sie gesagt, weil deshalb ist er nicht in ein Heim gekommen, wo er doch ein Depp ist.
Dann ist er alt geworden und sie haben ihn vor die Türe gesetzt.
Jetzt ist es an der Zeit, jetzt kommst in ein Heim, haben sie gesagt.
Da hat er geweint.
Aber es gibt Organisationen die das verhindern.
Die auf diese Menschen schauen.
Wo ich Begleitdienste erledige, die mir Freude machen und die ich sinnvoll finde, und ein Stückerl Küchenkastl schaut auch dabei raus...
Deshalb begleite ich Herrn R wieder einmal zum Arzt, Blutabnahme.
Zu einem Arzt der mir empfohlen wurde, und zu dem ich auf den kleinen Nebenstrassen hinfahren kann, weil ich denke Herr R braucht noch ein bissi Zeit um die großen neumodischen Dinge zu erfassen.
Ausseerdem mag ich die Nebenstrecken auch lieber, kann Zuhören und lerne dabei so viel von Herrn R, wenige kennen sich mit der Natur besser aus.
Ich bemerke seine Angst.
Verständlich.
Deshalb melde auch ich mich an.
* Zuerst bin ich dran. Da können sie zuschauen. Es tut wirklich nicht weh, glauben sie mir.
Der Arzt ist erstaunt, er kennt Herrn R nicht, der verlegen seine Arbeitshände in die Taschen steckt.
Mich kennt er auch nicht, die gut gelaunt sagt, also eigentlich brauch ich keine Auswertung, aber es schadet ja nix, ich lass das nur machen, damit Herr 'R sieht wie harmlos das ist.
Prompt versticht sich der nette Herr Doktor bei mir, puh der Bluterguss war nicht ohne.
Aber eh nur bei mir.
Bei Herrn R klappte es hervorragend.
Übrigens sind beide Patienten pumperlgsund.
Nur bei mir ist ein Wert aus der Norm: Vom GUTEN Cholesterin hab ich quasi die Höchstmarke.
Na dann...
datja - 30. Sep, 19:28
kann ich 1 : 1 an dich zurückgeben !!!