auch ich putze im frühling...
... und öffne kästen, ordne dies und das, um mich sogleich am sofa wiederzufinden, wo ich alte fotos ansehe und mich erinnere...
zum beispiel an tante madelaine.
eine temperamentvolle, heitere, starke frau.
ich liebte sie heiss und innig, auch deshalb, weil sie zu jenen gehörte, die mich nicht herumgezogen haben, also nicht er-zogen, da war kein zerren und schubsen, sondern akzeptanz und so-sein-lassen.
vielleicht gerade deswegen lernte ich viel gutes von ihr.
ursprünglich war sie koloratursopran, wechselte dann ins fach der soubrette, aber dann kam das jahr 1938 und vieles änderte sich in ihrem leben.
vieles.
vorbei wars mit den reisen, mit dem guten leben im wiener stadthaus, aber anpassungsfähig und geschmeidig wie sie war machte sie das beste daraus.
im wienerwald gab es das ferienhaus ihres vaters, das blieb verschont, die abgeworfenen bomben verfehlten das anwesen, ich spielte urgern am teich im wald...
sie liess sich irgendwann im krieg scheiden, pflegte aber weiterhin ein freundschaftliches verhältnis zum vater ihrer tochter.
dann heiratete sie onkel lois.
der war 8 jahre jünger als sie, ein geiger im innsbrucker orchester, der ganz kurz vor ende des grossen krieges seinen linken arm verlor.
sie beschlossen, bauern zu werden.
seltsame, künstlerische menschen, die während der stallarbeit sangen und dirigierten, klassische musik den kühen vorspielten, allen tieren ausgefallene namen gaben und sehr darauf achteten, dass jedes geschöpf genug platz und glück erfuhr.
nur der besonders hübsche und freundliche stier durfte gebracht werden, damit die kälbchen ordentlich gerieten.
jeder tag war für mich ein abentuer, ich fieberte den ferien entgegen, weil meine eltern ohne kinder verreisten, die bei tante madelaine gut untergebracht waren.
madelaine und lois liebten einander heiss, aber es wurde unglaublich viel gestritten, immer ohne ernsthafte konsequenzen, immer mit theatralischen versöhnungen, immer spannend für uns kinder.
wie ein mäuschen verhielt ich mich bei den hitzigen diskussionen, damit nicht bemerkt wird dass ich mit leuchtenden augen zuhöre.
ihr lieblingsthema waren einerseits madelaines "unbarmherziges" verhalten, wenn lois in depressionen verfiel und seine geige auf den schreibtisch legte, andererseits lois "schreckliche forderungen", den verkauf von madelaines grundstücken in wien zu verlangen, damit das gut die nötigen baulichen veränderungen erfuhr.
selbstredend liess lois die depressionen sein und madelaine verkaufte "die gründe in wien."
sie lebten ein langes, gutes leben.
mit vielen höhen und tiefen.
sehr lebendig, sehr ehrlich, mit viel musik.
zum beispiel an tante madelaine.
eine temperamentvolle, heitere, starke frau.
ich liebte sie heiss und innig, auch deshalb, weil sie zu jenen gehörte, die mich nicht herumgezogen haben, also nicht er-zogen, da war kein zerren und schubsen, sondern akzeptanz und so-sein-lassen.
vielleicht gerade deswegen lernte ich viel gutes von ihr.
ursprünglich war sie koloratursopran, wechselte dann ins fach der soubrette, aber dann kam das jahr 1938 und vieles änderte sich in ihrem leben.
vieles.
vorbei wars mit den reisen, mit dem guten leben im wiener stadthaus, aber anpassungsfähig und geschmeidig wie sie war machte sie das beste daraus.
im wienerwald gab es das ferienhaus ihres vaters, das blieb verschont, die abgeworfenen bomben verfehlten das anwesen, ich spielte urgern am teich im wald...
sie liess sich irgendwann im krieg scheiden, pflegte aber weiterhin ein freundschaftliches verhältnis zum vater ihrer tochter.
dann heiratete sie onkel lois.
der war 8 jahre jünger als sie, ein geiger im innsbrucker orchester, der ganz kurz vor ende des grossen krieges seinen linken arm verlor.
sie beschlossen, bauern zu werden.
seltsame, künstlerische menschen, die während der stallarbeit sangen und dirigierten, klassische musik den kühen vorspielten, allen tieren ausgefallene namen gaben und sehr darauf achteten, dass jedes geschöpf genug platz und glück erfuhr.
nur der besonders hübsche und freundliche stier durfte gebracht werden, damit die kälbchen ordentlich gerieten.
jeder tag war für mich ein abentuer, ich fieberte den ferien entgegen, weil meine eltern ohne kinder verreisten, die bei tante madelaine gut untergebracht waren.
madelaine und lois liebten einander heiss, aber es wurde unglaublich viel gestritten, immer ohne ernsthafte konsequenzen, immer mit theatralischen versöhnungen, immer spannend für uns kinder.
wie ein mäuschen verhielt ich mich bei den hitzigen diskussionen, damit nicht bemerkt wird dass ich mit leuchtenden augen zuhöre.
ihr lieblingsthema waren einerseits madelaines "unbarmherziges" verhalten, wenn lois in depressionen verfiel und seine geige auf den schreibtisch legte, andererseits lois "schreckliche forderungen", den verkauf von madelaines grundstücken in wien zu verlangen, damit das gut die nötigen baulichen veränderungen erfuhr.
selbstredend liess lois die depressionen sein und madelaine verkaufte "die gründe in wien."
sie lebten ein langes, gutes leben.
mit vielen höhen und tiefen.
sehr lebendig, sehr ehrlich, mit viel musik.
datja - 28. Mär, 10:20